IRON SAW BLADE
Disillusion (GER), Gentle Beast (SWI)
Präsentiert von Rockfact Music Club, Jaunty Productions &
Good News Productions
Rockfact Music Club, Münchenstein, Schweiz – 17.03.2023
Die deutsche Progressive Metalband Disillusion ist auf Tour um ihr aktuelles
Album „Ayam“ zu promoten. Der Albumtitel heisst aus dem Sanskrit übersetzt
„Dieser Eine“. Existenzielle Fragen über wer wir sind und wohin wir gehen,
flossen in die Entstehung vom vierten Album ein und waren in den letzten
Jahren sehr präsent. Auf ihrem Abstecher in die Schweiz machten sie im
Rockfact Musik Club in Münchenstein Halt und mit Gentle Beast wurde eine
lokale Vorgruppe ins Programm aufgenommen. Ein attraktives Konzert von
Jaunty Productions & Good News Productions in diesem Ambiente findet nicht jeden Freitagabend statt. Darum wird
die Gelegenheit beim Schopf gepackt. Funktioniert Progressive Metal mit Stoner Rock an einem Abend? Um eine Antwort
auf diese brennende Frage zu finden, machte ich mich auf den Weg zum Konzert.
Die Pforten des Clubs öffneten sich um 19 Uhr und nach einer kurzen Wartezeit betrat Gentle Beast die Bühne. Ehrlich
gesagt hatte ich keine Ahnung was mich erwarten würde, denn ich kannte nur den Bandnamen. Um 20:10 Uhr wurde es
dunkel und „Asteroid Miner“ eröffnete den Abend. Die Gruppe verschrieb sich dem psychedelischen Stoner Rock mit
tiefergelegten Fuzz Gitarren. Reiner Stoner Rock ist das nicht, denn da floss auch eine Portion Sludge Metal a la Down,
Crowbar, EyehateGod in den Sound ein was den Härtegrad schön anhebte. Ferner erhielt das Schallgebräu einen Schuss
Groove was das Ganze noch unterhaltsamer und geniessbarer machte. Sänger Timo Dinter mit offenem Hemd und mit
schwitzendem Oberkörper legte seine ganzen Emotionen in den Gesang rein und erinnerte von der Tonalität her an den
legendären Glenn Danzig (ex-Misfits). Black Sabbath und Monster Magnet waren ebenfalls präsent. Für die verzerrten
Gitarrenwände war die Gitarrenfraktion Manu Ciofalo und Janek Huschke zuständig und machten das extrem gut. Durch
das Fundament von Alex Streit und Bassist Tobi Rickli wurde der Sound dreckig und authentisch rübergebracht was das
Publikum mit Applaus zeigte. Es war eine Freude dem Quintett zuzusehen. Bei „Voodoo Hoodoo“ dachte man für einen
kurzen Moment an den Krokus Hit „Hoodoo Woman“ bevor man realisierte, dass das eine mit dem anderen nichts zu tun
hatte. Dieses Lied wurde als Weltpremiere präsentiert. Bei „Caterpillar“ wurde es ungewohnt bluesig und für einen
Moment ruhig, bis die Gitarrenwände wieder einsetzten und man sich zurück auf der Strasse der harten Klänge befand.
Beim letzten Lied „Hit The Spliff“ wurde standesgemäss ein grosser Joint von Timo in die Hände genommen und zum
Spass taten die Bandmitgliedern so als würden sie einen Zug nehmen. Das Ding war eine Attrappe und enthielt kein
Marihuana. Sonst wären alle Zuschauer für eine Runde fliegen gegangen. Nach diesem Lied verabschiedeten sich die
Musiker von einem begeisterten Publikum und als Outro erklang der Hit „Low Rider“ von der amerikanischen
Funk/Rock/Soul Band WAR.
Setliste Gentle Beast
Asteroid Miner
Planet Drifter
Headcage
Toxic Times
Lodestone
Voodoo Hoodoo
Caterpillar
Endless
Hit The Spliff
Eine Unterbrechung folgte und die Bühne wurde umgestaltet. Eine willkommene Gelegenheit zum an der Bar etwas zu
trinken und mit Bekannten zu unterhalten. Um 21:25 Uhr standen die Mitglieder von Disillusion nach einem Intro auf der
Bühne. „The Great Unknown“ erklang. Obwohl ihre Musik dem Progressive Metal zuzuordnen war, bewegte sich der Sound
zwischen den Stilrichtungen Death Metal, Progressive Metal und Alternative Metal. Das Ganze wurde mit viel Spannung
dargeboten. Wechsel zwischen Härte und Ruhe, Tempo folgten und man wähnte sich wie in den Gezeiten Ebbe und Flut.
Das war ein sehr spirituelles Ereignis und die Band schaffte es die Zuschauer mit diesen Zutaten zu begeistern. Als
weiteres Highlight gesellte sich die Violistin Lea-Sophie Fischer auf die Bühne und begleitete die Gruppe bei einigen
Liedern, was für mehr Tiefgang sorgte. Der musikalische Schwerpunkt lag auf den Liedern von „Ayam“, aber es wurden
auch ältere Lieder wie z.B. „And The Mirror Cracked“, „Times Back To Splendor“, „Alone I Stand In Fires“ gespielt. Diese
Lieder sind mittlerweile 20 Jahre alt haben aber nichts von ihrem Glanz verloren. Sänger / Gitarrist Andy Schmidt zeigte
eine starke Gesangsleistung und brillierte mit Gitarrensoli. Gitarrist Ben Haugg durfte auch mit Gitarrensoli aufwarten und
zwischendurch mit Gesangseinlagen aufwarten. Extrem gut fiel „Tormento“ aus, das wie eine Abrissbirne alles platt machte
und uns mit voller Wucht erfasste. Nach „The Mountain“ verliessen Sänger Andy und seine Kollegen die Bühne. Das
Publikum war noch fit und wollte Zugaben hören und forderte diese lautstark ein. Darum kehrten die Mitglieder auf die
Bühne zurück und spielten „Don’t Go Any Further“ vom Album „Gloria“ und „From The Embers“. Für ihre starke
Livedarbietung wurden die Leipziger mit viel Applaus von begeisterten Zuschauern verabschiedet. Ein 100 Minuten langes
Wechselbad der Gefühle, welches sich jederzeit wunderschön anfühlte. Am Tag darauf spielte Disillusion in der Stadt
Winterthur.
Setliste Disillusion
The Great Unkown
Am Abgrund
Driftwood
And The Mirror Cracked
The Black Sea
Tormento
Alea – Kurz
Alone I Stand in Fires
Back To Times of Splendor
The Mountain
Don’t Go Any Further
From The Embers
Die Antwort auf die brennende Frage, ob Progressive Metal und Stoner Rock funktionieren können ist: Ja! Diese Mischung
kann definitiv funktionieren und das wurde an diesem Abend bewiesen. Nach dem Konzert wurde der Merchandise Stand
von Disillusion rege besucht und es war toll von den Bandmitgliedern und Violistin Lea-Sophie, dass sie sich für die Fans
die Zeit nahmen. Das rechne ich Ihnen hoch an. Für die gute Abmischung waren die Mischer Slingi und Robert
verantwortlich. Für das Licht war Tobias Schäublin zuständig. Danke an Madeleine Furer von Jaunty Productions und an
Good News Productions. Ihr habt uns den Start ins Wochenende versüsst.
Livebericht Dominic Latscha